Stille hinter der Stille

(Willigis Jäger)

Zen-Meditation in der Tradition von Willigis Jäger Kyo-un Roshi in Leipzig

Rezitationstexte

(aus der Textsammlung “Die Flöte des Unendlichen“, Verlag „Wege der Mystik“, Holzkirchen)

Über Zen Daio Kokushi

Es gibt eine Wirklichkeit, die vor Himmel und Erde steht.
Sie hat keine Form, geschweige denn einen Namen.
Augen können sie nicht sehen.
Lautlos ist sie, nicht wahrnehmbar für Ohren.
Sie Geist oder Buddha zu nennen, entspricht nicht ihrer Natur,
wie das Trugbild einer Blume wäre sie dann.
Nicht Geist noch Buddha ist sie,
vollkommen ruhig erleuchtet sie in wunderbarer Weise.
Nur dem klaren Auge ist sie wahrnehmbar.
Das Dharma ist sie und jenseits von Form und Klang.
Das Dao ist sie, und Worte haben nichts mit ihr zu tun.
In der Absicht, Blinde anzuziehen,
ließ Buddha seinem goldenen Munde
spielerische Worte entspringen;
seitdem sind Himmel und Erde
überwuchert mit dichtem Dornengebüsch.
O meine lieben und ehrenwerten Freunde,
die ihr hier versammelt seid:
wenn ihr euch danach sehnt,
die donnernde Stimme des Dharma zu hören,
gebt eure Worte auf, entleert eure Gedanken,
dann kommt ihr so weit, das eine Sein zu erkennen.

Wenn der Mensch in der Übung der inneren Einkehr steht Johannes Tauler

Wenn der Mensch in der Übung der inneren Einkehr steht,
hat das menschliche Ich für sich selbst nichts.
Das Ich hätte gerne etwas
und es wüsste gerne etwas
und es wollte gerne etwas.

Bis dieses dreifache "Etwas" in ihm stirbt, kommt es den Menschen gar sauer an.
Das geht nicht an einem Tag und auch nicht in kurzer Zeit.
Man muss dabei aushalten, dann wird es zuletzt leicht und lustvoll.